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Quelle: Verlag |
Wer wäre ich wohl heute, wenn ich in meiner Kindheit nicht immer gute Bücher zu Lesen gehabt hätte? Ich wäre definitiv nicht die Frau, die heute diese Zeilen in ihre Tastatur klopft. Wahrscheinlich hätte ich mich ganz anders entwickelt, hätte mich für ein anderes Studium entschieden (oder gar nicht studiert), hätte einen anderen Berufswunsch, andere Freunde, andere Hobbys und wahrscheinlich hätte ich bisherige Krisen um einiges schlechter überwunden. Ein:e Autor:in (fragt mich nicht wer) hat mal behauptet, dass Leser:innen mit Krisen besser umgehen können, da wir durch die Bücher, die wir gelesen haben, bereits Übung mit schwierigen Situationen haben. Keine Ahnung, wer das wo und in welchem Kontext gesagt hat, ist ewig her. Aber es ist bei mir hängen geblieben und ich glaube auf jeden Fall, dass das stimmt. Und selbst wenn nicht, hat das Lesen unglaublich viele positive Auswirkungen, vor allem auf Kinder und Jugendliche: mehr Kreativität, ein größerer Wortschatz, mehr Ausdauer und bessere Problemlösungsfähigkeiten... Daher ist es mir auch sehr wichtig, dass auch Kinder, die nach mir kommen, die Möglichkeit haben, ihre Liebe zu Büchern zu entdecken. Und offensichtlich bin ich nicht die Einzige, sonst gäbe es dieses Buch heute nicht.
Dieses Buch stellt 75 Buchheldinnen vor. Viele davon kannte ich bereits: Momo, Pippi Langstrumpf, Alice ... Viele davon stammen aus Kinderbüchern, andere aus Klassikern, bei denen ich mir nicht ganz sicher bin, ob sie für Kinder geeignet sind. Jede Figur hat eine Doppelseite: Auf der linken Seite befindet sich eine Illustration, auf der rechten eine Erklärung, warum diese Figur wichtig ist. Außerdem gibt es immer auch ein Buchzitat zu jedem der Bücher. Und bei vielen dieser Figuren kann ich auch sofort zustimmen, dass das wichtige, spannende und starke Buchheldinnen sind. Bei anderen war ich mir nicht ganz sicher, ob die jeweiligen Autor:innen das Werk überhaupt gelesen haben.
Leider gab es in diesem Buch gerade im Ausdruck so einige Wiederholungen. Fast jede der Buchfiguren wird als "starke Frau/starkes Mädchen" beschrieben, "das sich nichts gefallen lässt" und "seinen eigenen Weg geht". Diese Phrasen werden so oft wiederholt, bis es nichts mehr über die Figuren aussagt und leider nur noch oberflächlich wirkte.
Und dann war da noch das Problem mit den Spoilern. Ja, es ist schwer, Buchfiguren vorzustellen, ohne zu viel vom Inhalt zu verraten. Aber es ist möglich, wie einige der Autor:innen hier gezeigt haben. Andere waren darin nicht ganz so erfolgreich und verraten ihren Leser:innen den gesamten Inhalt inklusive Buchende. Ich bin mir nicht sicher, ob ich als Kind noch Lust gehabt hätte, ein Buch zu lesen, wenn ich das Ende schon kenne.
Ich möchte das Buch aber auf keinen Fall nur niedermachen. Gut finde ich, dass hier mit einfacher Sprache gearbeitet wird, die wohl gerade auch Kinder ansprechen könnte, die noch nicht so geübte Leser:innen sind. Schön ist auch die große Bandbreite an Büchern: Von ganz neu bis hin zu altem Kinderbuch und von Kinderbuch über Jugendbuch bis hin zu hoher Literatur ist da wirklich alles mit dabei. Und die Illustrationen sind einfach der Hammer. Und ich glaube, dass sich dieses Buch als Nachschlagwerk gerade in Schulbüchereien gut machen würde.
Mein Fazit? Die Idee an sich fand ich super, an der Umsetzung könnte man noch feilen.