Sonntag, 21. November 2021

No One Is Talking About This [Kurzrezension]

 

Quelle: Verlag

Das Internet ist schon ein seltsamer Ort, findet ihr nicht auch? Jeder kann hier sein, wer auch immer er:sie will. (Seltsam eigentlich, dass viele Menschen sich dafür entscheiden, gemein zu anderen zu sein, obwohl sie doch alles sein könnten.) Und du kannst hier auch so vieles finden: Beispielsweise habe ich im Moment die Seite meiner Uni geöffnet, die Startseite von ORF, eine Karte über Erdbeben in Österreich und im Hintergrund läuft noch ein Video, in dem ein irischer Typ "Super Mario Galaxy" spielt und sich über jedes Detail des Spiels lustig macht. Spannend am Internet finde ich auch die Tatsache, dass hier jede:r einfach seine:ihre Gedanken mit anderen teilen kann. Ob es diese Gedanken wert sind, geteilt zu werden, sieht sicher nicht jeder gleich, aber es ist doch trotzdem interessant. Und auf meinem Blog passiert doch das gleiche: Ich schreibe meine Gedanken über Bücher auf und stelle sie ins Internet und aus irgendeinem Grund lesen das dann Leute. Ich weiß, dass ich nicht die Einzige bin, die das spannend findet - der Protagonistin dieses Buchs geht es gleich. Allerdings ist das Internet für sie noch wichtiger, um sich selbst auszudrücken als für mich. Sie wurde durch ihre Tweets berühmt, hat viele Fans und tritt zum Beispiel in Interviews auf. Das Internet nennt sie "the portal", also das Portal. Und sie wirkt nicht unglücklich mit diesem Leben. Doch dann bekommt sie mitten auf einer Tour zwei Nachrichten von ihrer Mutter, die wohl wirklich niemand bekommen möchte: "Something has gone wrong," und "How soon can you get here?" Und so wird sie schmerzhaft zurück in die Realität gerissen.

Dieses Buch war um einiges tiefgründiger und emotionaler, als ich es nach den ersten Seiten erwartet hatte. Der Beginn ist schräg, es scheint keine wirkliche Handlung zu geben, sondern einfach nur Gedankenfragmente, die ohne tieferen Sinn hintereinander gereiht wurden. Alles wirkt surreal und irgendwie sinnlos. Erst nach den Nachrichten der Mutter ändert sich das: Langsam entsteht aus den Fragmenten eine Geschichte. Die Menschen um die Protagonistin werden mehr als nur Namen, bekommen Tiefe, Ecken und Kanten. Die Geschichte, die dabei erzählt wird, ist tragisch und schmerzhaft. Es geht um Verlust, um Liebe, um Abtreibung, um Krankheit, um das Leben und den Tod und alles, was dazwischen liegt. Und das Schlimmste daran ist die Tatsache, dass sich am Ende herausstellt, dass dieser Text nicht einfach reine Fantasie ist. Teile davon sind autobiografisch. Das hat das Ganze noch schmerzhafter für mich gemacht.

Interessant ist an diesem Buch auch der Schreibstil. Das Buch wird in Fragmenten erzählt. Es gibt viele kurze Textabschnitte, die aneinandergereiht wurden und jeweils nur aus wenigen Sätzen bestehen, manchmal auch nur aus einem einzigen. So muss man gerade zu Beginn recht viel Denkarbeit leisten und die Fragmente zu einer Geschichte kombinieren, die irgendwie Sinn macht. Später wird das einfacher und die Fragmente passen besser zueinander. Vielleicht habe ich mich irgendwann aber auch einfach nur an diese Art des Geschichtenerzählens gewöhnt. Ich hatte jedenfalls meinen Spaß mit dieser Art des Schreibens, auch wenn die Lektüre mich mehr gefordert hat, als viele andere Bücher es tun würden.

Mein Fazit? Kein einfaches Buch, wirklich nicht. Dieser Roman (?) ist auf allen Ebenen eine schwierige Lektüre. Trotzdem habe ich es genossen, mich mit dieser Geschichte zu beschäftigen und ich kann euch dieses Buch nur ans Herz legen.

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