Quelle: Verlag |
Leute, heute darf ich euch eine unglaubliche Rezension präsentieren. Ich hab's vielleicht das ein oder andere Mal durchklingen lassen, dass ich "Die göttliche Komödie" als mein Sommerprojekt ansehe, aber viele wird das wahrscheinlich trotzdem überraschen. Insgesamt habe ich drei Monate für dieses Werk gebraucht. Mitte August habe ich begonnen und Ende Oktober habe ich es abgeschlossen. Zwischendurch musste ich wegen des Umzugs mal ein bisschen pausieren und dann auch noch mal ein paar Tage nach der Absolventenfeier. Aber sonst habe ich fast ausnahmslos jeden Tag zumindest einen Gesang gelesen. Manchmal auch noch einen zweiten und manchmal noch einen dritten, je nachdem, wie motiviert ich gerade war.
In diesem Jahr wird ein Dante-Jubiläum gefeiert. 2021 war Dantes 700. Todestag. Das hat mich ursprünglich dazu gebracht, die "Göttliche Komödie" zu kaufen. Und ich hatte dann die Wahl zwischen einer schönen, ausführlich kommentierten, zweisprachigen Ausgabe und einer billigeren ohne Kommentar. Ein Tipp für alle, die bisher erst wenig mit Klassikern zu tun hatten: Wenn ihr die Wahl habt, dann holt euch immer eine kommentierte Version. Das kann den Unterschied machen, zwischen einem Buchabbruch aus Frustration und einer schwierigen, aber spannenden Leseerfahrung. In dieser Dante-Übersetzung ist der Kommentar nochmal ausführlicher, als ich es von anderen Klassikern gewohnt bin. Aber der Kommentar ist hier allein schon wegen des Alters des Werks sehr notwendig. Er war unglaublich hilfreich. Ich hab nicht jeden einzelnen Kommentar gelesen, aber gerade bei Personennamen war das eine gute Ergänzung für mich.
Spannend ist für mich auch, dass meine Uni dieses Semester eine Ringvorlesung zu Dantes "Göttliche Komödie" anbietet. Das hat mich dazu motiviert, dranzubleiben. Immerhin will ich doch auch wissen, worüber da gesprochen wird und mir eine eigene Meinung zum Text bilden können. Ich bekomme jetzt wöchentlich neuen Input zum Thema und das ist echt spannend. Aber dadurch, dass ich dieses Werk gelesen hat, kann ich jetzt auch mal für mich beschließen: "Nein, diese Theorie ist für mich nicht schlüssig, da spricht für dieser und jener Abschnitt dagegen." War zwar bis jetzt erst einmal in dieser Vorlesung der Fall, aber trotzdem ein cooles Gefühl.
Auch wenn ich begeistert von Dante bin, kann ich euch die Lektüre dieses Werks nur dann empfehlen, wenn ihr schon Erfahrung mit Klassikern gesammelt habt. Die Sprache hier ist nicht einfach und um den Inhalt halbwegs verstehen zu können, braucht ihr Hintergrundwissen. Ich meine es Ernst: Dieser Text ist nicht einfach. Auch für mich nicht, und ich habe einen Bachelor in Literaturwissenschaft und deswegen so einige Werkzeuge für das Verständnis von Literatur parat, als das bei den normalen Leser:innen der Fall sein dürfte.
Am unterhaltsamsten finde ich den ersten Teil: "Die Hölle". Hier gibt es so viele Seitenhiebe gegen Machthaber und religiöse Figuren, Bischöfe, Päpste und co. und das zu lesen, hat mir wirklich Spaß gemacht. Ich habe meinem Vater sogar Ausschnitte vorgelesen, die ich witzig fand. Manche fand er sogar ebenfalls lustig. Am wenigsten spannend fand ich paradoxerweise das "Paradies". Da ging für mich viel Spannung dadurch verloren, dass der Erzähler so verrückt nach seiner verstorbenen Freundin Beatrice ist, der er hier wieder begegnet.
Mein Fazit? Ihr habt keine Ahnung, wie stolz es mich macht, dass ich es geschafft habe, Dantes "Göttliche Komödie" von vorn bis hinten durchzulesen. Und ich möchte eine (zumindest teilweise) Wiederholung nicht ausschließen.
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