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Ich werde nie verstehen, wie es sein kann, dass so eine perfekte Herbstlektüre im Frühling erscheint. Dieses Buch spielt im Herbst, zur Zeit rund um Halloween, Kürbisse und Pumpkin Spice spielen eine überraschend große Rolle und es geht wortwörtlich um Hexen und Dämonen. Das hier ist eine Herbstlektüre. Und ich habe das natürlich sofort erkannt oder so und nicht bereits versucht, das im Frühling zu lesen (okay, vielleicht doch) und konnte daher diesen Roman an meinen paar ersten richtigen Herbsttagen genießen. Draußen schüttet es, auf meinem Herd blubbert Kürbissuppe und ich habe meine Pulloversammlung wieder rausgeholt. Falls ihr auch schon in Herbststimmung seid und es feiert, dass es jetzt endlich ein bisschen kühler wird, kann ich euch dieses Buch empfehlen.
In diesem Buch geht es um Mariel und Ozroth, kurz: "Oz". Mariel ist eine Hexe, die es irgendwie nicht ganz auf die Reihe bekommt, ihre Magie zu kontrollieren. Mit ihr konnte ich ab Seite 1 mitfühlen und war begeistert von ihr. Es wird hier zwar nie genauso gesagt, aber ich bin mir sicher, dass Mariel eine Art Metapher für einen Menschen mit einer Störung wie Dyspraxie ist. Es ist nicht canon soweit ich weiß, leider, aber für mich ist es das. Und dadurch, dass ich selbst davon betroffen bin, war ich begeistert, diesen Teil von mir in einer Buchfigur wiedererkennen zu können. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie frustriert ich gerade als Kind und Jugendliche oft war, wenn gefühlt mal wieder gar nichts so funktioniert hat, wie ich es wollte, auch wenn ich mich alles gegeben habe. Mein Bemühen war gerade im Kontext Schule oft leider nie genug, egal wie sehr ich mich anstrengte. Also, an dieser Stelle eine kleine Erinnerung an alle, die sie brauchen: Menschen wie ich sind nicht faul, sondern haben einfach Schwierigkeiten in einem oder mehreren Bereichen unseres Lebens, an denen wir simultan zum normalen Kram in unserem Leben noch arbeiten müssen. Wir geben unser Bestes. Und ich habe es satt, dass vor allem Kinder wie ich einfach so als faul abgestempelt werden, vor allem von Lehrkräften, die in ihrem Leben an irgendeinem Punkt scheinbar verlernt haben, was Empathie bedeutet. Aber jetzt zurück zum Buch. Ich hatte im Gegensatz zu Mariel Eltern, die mich lieben und ihr Bestes gegeben haben. Mariel hat das nicht: Ihre Mutter hält sie für eine Versagerin, die sich nur einfach mal mehr anstrengen müsste (und spiegelte mit ihren Aussagen leider oft einige meiner Lehrer:innen), und ihren Vater scheint das alles gar nicht so wirklich zu interessieren. Ihre restliche Familie tendiert eher in Richtung ihrer Mutter oder hält sich aus dem Streit raus. Mariel will eigentlich einfach nur für die Person geliebt werden, die sie ist, aber das scheint schon zu viel verlangt sein. Dass das ihrem Selbstvertrauen und damit auch ihrer Fähigkeit, Magie zu wirken, nicht unbedingt gut tut, dürfte allen klar sein, oder? Was ihr auch nicht hilft? Dass sie zu Beginn des Buches statt einem Kilo Mehl Ozroth the Ruthless, einen berühmt-berüchtigten Dämon heraufbeschwört. Der sie jetzt nicht mehr in Ruhe lässt, da er nämlich einfach nicht gehen kann, bevor sie nicht ihre Seele an ihn verkauft hat. Doch auch Oz hat Probleme: Denn irgendwas ist bei seinem letzten Seelenhandel schiefgegangen und jetzt hat er selbst eine Seele und muss sich mit so nervigen Dingen wie Gefühlen herumschlagen. Und ein sehr nerviges Gefühl, dass er jetzt gerade kennenlernen muss, ist das, was auch immer Mariel in ihm auslöst.
Ich mochte beide Figuren sehr, sehr gerne. Sie waren sympathisch und ich konnte mit ihnen mitfiebern. Und auch die Welt, in der sich die beiden bewegen, ist einfach super schön! Ich habe meine Zeit in dieser magischen Stadt sehr genossen und freue mich auch schon, in den nächsten Büchern nochmal dorthin zurückkehren zu dürfen. Auch wenn ich mir ganz ehrlich nicht sicher bin, warum sich nochmal ein Dämon in diesen Ort verirren sollte? Das wird spannend, wie die Autorin das aufzieht.
Die meisten Aspekte dieses Buches haben mir große Freude bereitet, eine Kleinigkeit muss ich aber anmerken: Das Buch war vorhersehbar. Bereits vor der Hälfte des Buches war ich mir ziemlich sicher, dass ich wusste, wie das ausgehen wird - und ich hatte zu großen Teilen Recht behalten. Meine Freude am Text hat das nicht wirklich verringert, trotzdem wollte ich das hier anmerken.
Mein Fazit? Auch wenn es ein bisschen vorhersehbar war, habe ich dieses Buch sehr genossen.
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