Sonntag, 13. März 2022

Goddess in the Machine [Kurzrezension]

 

Quelle: Verlag

Wenn ihr die Möglichkeit hättet, auf einen neuen Planeten zu reisen, würdet ihr das tun? Könntet ihr die Erde zurücklassen? Wärt ihr bereit dazu, euch für ein paar Hundert Jahre einfrieren zu lassen? Also ich würde zumindest mal darüber nachdenken, zumindest, wenn meine Familie auch mitkommt. Nur der Teil mit dem Einfrieren wäre für mich eine große Überwindung. Ist doch eine sehr gruselige Vorstellung... Noch gruseliger machen sie Bücher wie dieses hier. In "Goddess in the Machine" von Lora Beth Johnson geht es um ein Raumschiff, das auf einen anderen Planeten fliegt. Die Besatzung und alle Passagiere werden in der Zwischenzeit eingefroren. Nach ihrer Landung sollen sie wieder aufgeweckt werden. Auch Andra und ihre Familie befinden sich auf diesem Schiff. Doch als Andra aufwacht, ist sie allein und ihr Raumschiff ist nirgendwo zu sehen. Stattdessen befindet sie sich in einer dunklen Höhle auf einem zerstörten Planeten, der nicht mal im Ansatz so aussieht wie der Planet, auf dem sie sein sollte. Was vielleicht auch damit zusammenhängt, dass sie erst tausend Jahre zu spät aufgeweckt wurde. Jeder, den sie je kannte, ist damit also tot. Ach ja, und die Menschen hier scheinen sie für eine Göttin zu halten. Und wenn Andra überleben will, muss sie diese Rolle gut spielen... zumindest bis sie herausfindet, wie sie wieder zurück auf die Erde kommt...

Ich habe von der ersten Seite weg mit Andra mitgefiebert. Oh mein Gott, allein diese Vorstellung, plötzlich so allein zu sein, ist grauenhaft! Ich musste einfach wissen, ob und wie sie diese Situation aushält. Und auch die Idee, dass sie jeder für eine Göttin hält, war für mich unglaublich spannend. Andra ist eigentlich ein ziemlich normales Mädchen - dass sie nicht wirklich weiß, wie zur Hölle sie sich verhalten soll, um die Erwartungen der anderen zu erfüllen, war für mich nachvollziehbar. Dem anderen Protagonisten Zhade gegenüber, blieb ich die ganze Handlung gegenüber zwiegespalten. Aber ich denke, dass das auch von der Autorin so gewollt war. Man weiß die meiste Zeit nicht so wirklich, was er eigentlich will. Dass er außerdem in einer Art Akzent der Zukunft spricht und seine Kapitel auch so geschrieben wurden, trug zu meinem Misstrauen ihm gegenüber bei. Englisch ist nicht meine Muttersprache und die fremde Sprachvariante trug dazu bei, dass ich ihm gegenüber immer ein bisschen Distanz hielt.

Apropos Sprachvariation: Ich finde es eine grandiose Idee von der Autorin, in diesem Buch so mit der Sprache zu spielen. Um ehrlich zu sein, dachte ich in der ersten Sekunde, dass ich gerade Opfer einer mysteriösen Krankheit geworden bin und deswegen die Worte plötzlich alle so komisch aussehen. Hat vielleicht ein paar Minuten gedauert, bis ich verstanden habe, was die Autorin hier macht. Aber dann war ich begeistert. Eigentlich ist es ja auch logisch, dass sich die Sprache weiterentwickelt. Warum sollte die Autorin also nicht auch ein bisschen experimentieren dürfen? Und es war offensichtlich, dass sie nicht einfach irgendwas schreibt. Die Sprache hat zum Beispiel weiter Regeln, an die sich die Autorin selbst auch streng hält und die Wortstämme blieben die gleichen, wie sie es auch in der Gegenwart sind. Ein anderes Experiment, das die Autorin hier wagt, ist ein Kapitel in Binärcode zu schreiben. Jup, richtig gelesen. Binärcode. Das ist die Computersprache mit Einsen und Nullen. Und auch hier hat die Autorin nicht einfach irgendwelche Kombinationen getippt: Ich hab das natürlich mit einem Online-Übersetzer nachgeprüft. Und ich würde euch sehr empfehlen, dass ihr das auch macht.

In diesem Buch wimmelt es nur so von Plottwists und Cliffhangern. Ich hatte hier keine ruhige Minute und hätte alle, die mich unterbrochen haben, am liebsten auf den Mond geschossen. Und gerade dieser eine Plottwist gegen Ende des Buches! Oh. Mein. Gott! Da musste ich das Buch kurz mal zur Seite legen, um das zu verdauen. Und dann noch das Ende an sich! Oh Hilfe! Ich muss mir ganz dringend den zweiten Teil holen und zwar schnell!

Mein Fazit? Wenn ihr eine richtig spannende Lektüre sucht, die sich gleichzeitig durch gelungene Sprachexperimente auszeichnet, dann seid ihr hier an der richtigen Stelle. Lest dieses Buch! Ihr werdet es nicht bereuen!

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