Erschienen am 4.3.2020
Im Hoffmann und Campe Verlag
ISBN: 9783455008265
Rezensionsexemplar: Ja
Quelle: Verlag |
"Edna O’Brien, geb. 1930 in Tuamgraney/Westirland, gilt als bedeutendste Schriftstellerin ihres Landes. Bereits ihr Debüt Die Fünfzehnjährigen (The Country Girls), das in Irland verboten wurde, machte sie international bekannt. Seither hat sie mehr als zwanzig Romane und Erzählbände verfasst. Sie wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter die American National Arts Gold Medal, der Frank O'Connor Prize, 2018 der PEN / Nabokov Award for Achievement in International Literature und 2019 der rennomierte David Cohen lifetime achievement award."
Quelle: Verlag
Klappentext:
""Ich war einmal ein Mädchen, aber ich bin es nicht mehr."
Wie ihre Mitschülerinnen wurde Maryam von Boko-Haram-Kämpfern aus ihrer nigerianischen Schule an einen ihnen unbekannten Ort entführt. Mit ihrer Freundin Buki übersteht sie die höllische Gefangenschaft und gemeinsam gelingt ihnen die Flucht. Mit »tiefer, unverbrüchlicher Empathie« (Richard Ford) erzählt Edna O'Brien von einem langen Weg zurück ins Leben, von unvermuteter Hilfsbereitschaft und Mitgefühl. Den kriegerischen Wirren setzt sie die Schönheit der Natur entgegen und gibt der traumatisierten Seele ihre Würde zurück. Aber ist für Maryam überhaupt eine Heimkehr möglich, gibt es doch dort, wo sie einmal zuhause war, keine Sprache für das, was sie durchlebt hat?
Für ihren kunstvollen, mutigen Roman hat Edna O'Brien in den letzten Jahren Nigeria bereist und das Schicksal der entführten Mädchen eingehend recherchiert. Es ist ein Buch über ihr Lebensthema: Gewalt gegen Frauen und deren Fähigkeit, diese wieder und wieder zu überwinden. Gewidmet ist es den Müttern und Töchtern Nordostnigerias. "Das Mädchen" ist Weltliteratur."
Quelle: lovelybooks.de
Meine Meinung:
Dieses Buch widmet sich einem sehr wichtigen Thema, das mir persönlich nicht ganz neu war. Ihr habt darüber sicher auch schon mal in der Zeitung gelesen: Nigerianische Schülerinnen werden von Boko-Haram-Kämpfern entführt und gequält. Absolut grauenhaft das ganze! Deshalb war ich auch begeistert von der Idee, dass die Mädchen durch dieses Buch eine Stimme bekommen sollen. Mir ist bewusst, dass sich die Autorin mit diesem Buch kein wirklich leichtes Thema ausgesucht hat. Aber dafür, zumindest meiner Meinung nach, ein wirklich sehr, sehr wichtiges.
Ich ging also mit sehr hohen Erwartungen an dieses Buch ran. Meine Hoffnung? Mehr über die Geschichten von den Mädchen zu hören, die diesen Horror durchgestanden haben. Ich wollte nicht noch eine Geschichte, die nur über die Mädchen spricht. Ich wollte wirklich wissen, was die Mädchen selbst zu erzählen haben. Klar, auch hier gibt es nur eine Hauptfigur: Maryam. Aber trotzdem wird es hier doch wohl einige neue Einblicke geben, die nur entstehen können, wenn man die Menschen fragt, die selbst von diesem Horror betroffen sind?
Nun, leider nein. Meine Erwartungen waren wohl eindeutig zu hoch. Zwar wurde das Schicksal Maryams ergreifend geschildert und sie überlebt über weite Strecken wirklich Grauenhaftes, das ich mir nicht mal vorstellen will. Auch Maryams Heimkehr und ihre Probleme damit, zurückzukehren, wurden gut beschrieben. Doch mir fehlte eine Weiterentwicklung Maryams. Maryam wird als junges Mädchen entführt, da müsste sie so um die 13 oder 14 Jahre alt sein. Erst mehrere Jahre später und nach massenhaft schrecklichen Erlebnissen kommt sie wieder frei. Kein Mensch kann sowas durchmachen, ohne zu jemand ganz anderem zu werden. Und doch schafft Maryam es das ganze Buch über, ihre doch sehr kindliche Art beizubehalten. Das wirkte auf mich leider nicht sehr glaubwürdig.
Das zeigte sich leider auch am Schreibstil. Oft wirkte der meiner Meinung nach fast zu oberflächlich. Und das auch noch an den falschen Stellen.Während die Vergewaltigungen und die Qualen Maryams über viele Seiten und mit vielen Details beschrieben wurden, fehlten plötzlich die detailreichen Beschreibungen, nachdem Maryam sich befreien konnte. So wurde zum Beispiel die Beziehung zu den anderen Figuren nie ganz klar. Natürlich, da ist die Mutter, eine Tante, ein netter Grenzbeamter, eine ehemalige Freundin. Doch die wirkten sehr schablonenhaft und waren fast schon austauschbar. Man hätte vielleicht die Details ausgeglichender über das Buch verteilen können.
Schade finde ich auch, dass das Buch sein Potential nicht voll genutzt hat. Gerade zu diesem Thema und wenn man damit wirbt, viel Recherche betrieben zu haben, wäre es doch angebracht gewesen, auch Zeitungsberichte, Interviews mit den Mädchen, Statistiken oder Ähnliches einzubauen. Das hätte meiner Meinung nach die Wirkung des Buches verstärkt. Bücher können einen großen Einfluss auf die Realität haben. Wenn die Autorin das Potential des Buchs voll entfaltet hätte, hätte das Buch zu einem Aufschrei führen können und hätte den Stempel "Weltliteratur", der dem Buch im Klappentext einfach mal aufgedrückt wird, vielleicht sogar verdient. Leider war dem aber nicht so, deswegen verstehe ich auch nicht, was genau daran jetzt "Weltliteratur" sein soll.
Mein Fazit? Konnte mich leider nicht ganz überzeugen. Schade.
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