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Oh mein Gott. Was war das denn bitte und warum hat es so gute Bewertungen? Ich habe dieses Hörbuch hauptsächlich wegen der begeisterten Rezensionen begonnen, die ich dazu gelesen habe. Ich liebe ja Fantasy und wie kann ich bei einem heißen Vampir schon Nein sagen? Aber wow. Das war meiner Meinung nach echt mies. Kurze Warnung gleich zu Beginn: Hier wird es Spoiler geben.
Zuerst kurz ein paar Worte zum Inhalt: Graces Familie ist bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Sie zieht deswegen ins Internat ihres Onkels, das sich in Alaska befindet. Doch bald wird klar, dass in der Schule nicht alles mit rechten Dingen zugeht... Doch das ist für Grace zumindest zu Beginn nicht ganz so interessant, denn sie wird von Jaxon Vega abgelenkt, in den sie sich schon bei der ersten Begegnung unsterblich verliebt.
Nun, eines muss man dem Buch lassen: Ich habe es zu Ende gehört. Hauptsächlich, weil ich gehofft habe, dass es irgendwann noch besser wird. Ich meine: Es muss doch einen Grund geben, warum so viele Leute so begeistert von diesem Buch sind. Und es wurde auch besser, so circa ab der Hälfte. Allerdings nur für ein paar Stunden - das Ende war dann wieder sehr schwach. Ich meine: Was zur Hölle war das denn bitte? Und warum ist es bitte notwendig, am Ende auch noch ein paar Kapitel aus Jaxons Sicht anzuhängen, in denen er die Handlung von Anfang an nochmal aufrollt? Sorry, aber darauf hab zumindest ich keine Lust. Ich weiß doch schon, was passiert.
Mein größtes Problem waren wohl die zwei Hauptfiguren Grace und Jaxon. Jaxon ist ein richtiger Bad Boy, der jeden um sich herum wie Dreck behandelt, aber unter der harten Schale doch einen weichen Kern hat, den er wegen seiner schmerzhaften Vergangenheit gut versteckt. Und vor allem vor Grace - denn er ist für sie gefährlich. Bla bla bla. Zwischendurch war ich mir nicht sicher, ob meine Augen vom ständigen rollen nicht irgendwann doch stecken bleiben.
Schlimmer als Jaxon fand ich aber Grace. Ach Gott, wie naiv kann eine Buchfigur sein?! Graces Beobachtungsgabe ist nicht vorhanden - weswegen sie auch über die Hälfte der Handlung nicht kapiert, dass an dieser Schule übernatürliche Wesen sind, auch wenn die anderen Schüler nicht wirklich talentiert darin sind, ihre Gaben zu verstecken. Außerdem halte ich ihre "Liebe" zu Jaxon für sehr klischeehaft und einfach für ungesund. Jaxon ist der erste Typ, mit dem sie im Internat redet und gleich da ist er unfreundlich zu ihr und spricht sogar Drohungen ihr gegenüber aus. Sorry, aber da ist es doch egal, wie gut ein Typ aussieht: In den verliebe ich mich doch nicht! Aber aus irgendeinem Grund passiert genau das. Und sofort spielt sich Grace als die große Jaxon-Versteherin auf. Es ist ihr komplett egal, dass sie von allen Seiten vor Jaxon gewarnt wird: Sie kennt ihn doch besser als alle anderen und sieht, dass er nicht so gemein ist, wie er tut, sondern nur verletzt. Und sie kann ihn ganz sicher heilen, wenn sie ihn nur fest genug liebt. Und ja, natürlich wäre sie auch bereit dazu, nach zwei Wochen ihr Leben für ihn zu opfern. Denn das zwischen ihnen ist wahre Liebe! Und solche Aussagen tätigt Grace nicht nach ein paar Wochen oder Monaten, sondern innerhalb weniger Stunden nach ihrem ersten Kennenlernen. Die ganze Handlung erstreckt sich über etwa zwei Wochen, einen guten Teil davon verbringt Grace ohnmächtig oder wegen lebensgefährlicher Verletzungen im Bett - und trotzdem spricht sie von wahrer Liebe und so weiter. Dass Jaxon auf dieses Verhalten abweisend reagiert, konnte ich mehr als nur nachvollziehen. Wenn mir Typen beim ersten Date sagen, dass sie mich lieben und mich "Liebling" oder "Schatz" nennen, serviere ich sie auch sofort ab. Solche Leute könnten sich "Red Flag" auch einfach auf die Stirn tätowieren lassen. Grace verhält sich Jaxon gegenüber jedenfalls total übergriffig. Er gibt ihr mehr als einmal deutlich zu verstehen, dass er keine Lust auf sie hat und sie eigentlich auch gar nicht ausstehen kann - das sieht Grace aber jedes Mal wieder als Einladung dazu, einen neuen Versuch zu starten, zu ihm durchzudringen. Immerhin ist er ja traumatisiert von seiner geheimnisvollen Vergangenheit, er kann also gar nicht wissen, dass er sie in Wirklichkeit ja doch will. Ich könnte schreien.
Besonders geärgert hat mich aber die Tatsache, dass die Autorin ihr eigenes Buch nicht wirklich ernstzunehmen schien. Soll das eine Satire auf Twilight oder so sein? Hab ich da Informationen verpasst? Im Klappentext sehe ich mal nichts dazu und auch im Hörbuch wurde nichts in diese Richtung gesagt. Aber was erweckte diesen Eindruck überhaupt in mir? Nun, zuallererst die Kapitelüberschriften. Das waren kleine Sprüche, wie man sie sonst auf "witzigen" Postkarten oder in Kalendern erwarten würde. Zu Beginn war das noch ganz lustig, aber leider sind die Kapitel nicht besonders lang und irgendwann ging mir das einfach nur noch auf die Nerven. Problematisch ist auch, dass diese Sprüche nicht immer unbedingt zur Handlung passen. Wenn das letzte Kapitel mit einem Cliffhanger endet und nicht klar ist, ob die Protagonistin überlebt, will ich zu Beginn des nächsten Kapitels keinen pseudowitzigen Spruch hören. Solche Aktionen müssen immer auch zur Handlung und zum sonstigen Stil passen und das war hier einfach nicht immer der Fall. Ein Problem hatte ich auch damit, dass Grace die ganze Zeit reflektiert, wie die Geschichte wohl verlaufen würde, wenn sie sich in einem Jugendbuch befinden würde. Auch das gefiel mir zu Beginn noch. Die ersten paar Male war das ganz erfrischend. Aber auch dieses an sich gute und interessante Stilmittel wurde so oft angewendet, bis ich nur noch genervt davon war.
Mein Fazit? Traf überhaupt nicht meinen Geschmack. Ich kann es euch kein bisschen weiterempfehlen. Schade.