Montag, 12. Juli 2021

Schwarze Spiegel [Kurzrezension]

 

Quelle: Verlag

Okay, heute habe ich mal wieder ein Buch für euch, das ich für die Uni gelesen habe. Und nicht nur für die Uni: Es ist eines der Bücher, über die ich meine Bachelorarbeit geschrieben habe. Zum ersten Mal habe ich es vor über einem Jahr gelesen, bis jetzt habe ich aber nicht gewagt, es zu rezensieren. Ich weiß nicht, es hätte sich für mich so angefühlt, als würde ich damit die Göttin der schlechten Noten herausfordern. Aber jetzt, über ein Jahr und sicher ein Dutzend Re-Reads später, kommt endlich die Rezension.

In Arno Schmidts "Schwarze Spiegel" geht es um einen namenlosen Erzähler, der einen Atomkrieg überlebt hat. Ihr könnt euch alle vorstellen, wie das Leben nach einem Atomkrieg so aussieht: Der Erzähler hat seit fünf Jahren keinen anderen Menschen mehr gesehen! Alle sind tot. Nur er ist noch da. Also fährt er mit seinem Fahrrad durch die Welt, liest Bücher, schreibt zornige Briefe an Autoren, denen er nicht zustimmt und macht sich über die Welt der Vergangenheit lustig.

Mich hat dieses Buch überrascht. Der Erzähler ist unglaublich zynisch und verspottet alles und jeden. Dass er einsam ist und seine Situation nicht nur gut findet, merkt man nur an wenigen Stellen. Wenn er zum Beispiel stundenlang versucht, Radiosignale aufzufangen, um so andere Überlebende zu finden. 

Solltet ihr dieses Buch lesen wollen, dann empfehle ich euch, eine Ausgabe mit Kommentar zu lesen, wie die, die ich gelesen habe. Es gibt eigene Seminare, die sich nur damit beschäftigen, auf welche Ereignisse und Texte "Schwarze Spiegel" anspielt, es gibt unglaublich viele Verweise auf Personen, Kunst und Literatur. Es gibt Einschübe auf anderen Sprachen, der Erzähler verwendet Dialekt und manchmal verliert die Sprache einfach mal ihren Sinn, so wie das im Expressionismus halt passiert. Ohne den Kommentar im Anhang wäre der Text für mich wohl nicht lesbar gewesen. Erst durch den Kommentar und das Wissen, das ich dadurch gewinnen konnte, wurde das Buch für mich zu einem Highlight.

Mein Fazit? Unglaublich coole Lektüre - aber nur, wenn man eine Ausgabe mit Kommentar liest.

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