Autor: Juan Arte
Erschienen am 28.12.2021
Im Selbstverlag
ISBN: 9783754628324
Rezensionsexemplar: Ja
Quelle: Verlag |
Klappentext:
"Europa, 2084: Über die Hälfte der Weltbevölkerung ist einer Seuche zum Opfer gefallen. Die Überlebenden suchen Sicherheit und Bequemlichkeit in den Segnungen der Technik. Doch die implantierten Chips kontrollieren nicht nur die Vitalwerte und wer in der eigenen Wohnung ein- und ausgeht. Skrupellose Konzernbosse und korrupte Politiker haben das Spiel auf ein neues Level gehoben. Künstliche Intelligenz verfolgt jeden Schritt der Bürger und wertet die Daten zur Erstellung eines perfiden Sozialratings aus. Privatsphäre ist Geschichte. Wer mehr Punkte hat, ist der bessere Mensch. Die wenigen, die sich weigern, bei diesem Spiel mitzumachen, führen ein gefährliches Leben als Außenseiter. Als der geordnete Alltag des Héctor García López aus den Fugen gerät, beginnt er allmählich, sein Dasein in Frage zu stellen. Wird er zum Zünglein an der Waage im verzweifelten Kampf der letzten freien Menschen gegen den totalen Überwachungsstaat?"
Quelle: Lovelybooks
Meine Meinung:
Ja, auch nach meiner Bachelorarbeit über Dystopien habe ich noch nicht genug von diesem Thema. Also her mit der nächsten Dystopie!
"Pyramidenspiel" glänzt vor allem durch das spannende Worldbuilding. Die Welt ist interessant und über große Teile glaubwürdig. Die aktuellen technischen Innovationen mit all ihren Problemen (Stichwort Datenschutz) werden konsequent weitergedacht und so weit zugespitzt, dass ich stark an Orwells "1984" erinnert wurde. Auch Corona spielt hier eine Rolle - aber keine Angst, es handelt sich dabei nicht um einen weiteren Pandemieroman.
Interessant finde ich auch die Entscheidung, jedem Kapitel ein Zitat aus einem anderen Text voranzustellen. Spannend war das für mich vor allem daher, weil ich aufgrund meines Studiums einen großen Teil der zitierten Texte kannte. Diese Dystopie handelt über weite Teile auch von Literatur und ihrer Macht. Viele Bücher werden von den Machthabern als gefährlich angesehen und können deswegen nur gelesen werde, wenn man eine spezielle Berechtigung hat. Von dem her halte ich diese Zitate auch für recht passend, vor allem da zumindest die, die ich schon kannte, wohl alle aus Büchern stammen, die in dieser Welt verboten sind.
Kritisieren muss ich leider die Liebesgeschichte, die sich im letzten Drittel entwickelt. Meiner Meinung nach passt die nicht zum Rest des Buches. Sie nimmt auch nicht wirklich viel Platz ein, die Figuren haben keine Chemie und keine Zeit, diese zu entwickeln und deswegen wirkte das auf mich nicht glaubwürdig. Vielleicht wäre es besser gewesen, in diesem Buch auf die Liebesgeschichte zu verzichten.
Gegen Ende gab es dann natürlich auch einen großen Showdown, auf den ich hier inhaltlich gar nicht tiefer eingehen möchte. Dieser ist über weite Teile auch gut gelungen. Allerdings geht dann leider durch Erklärungen und Monologe ziemlich viel Spannung verloren. Hier wird gefühlt nochmal die ganze Welt erklärt, was nicht so ganz zu den vorhergehenden Szenen passt.
Zumindest aktuell ist das Ende für mich noch unbefriedigend. Das passiert mir bei Dystopien öfter, allerdings sehe ich oft nach wenigen Tagen ein, dass das Ende genau richtig ist. Hier ist das noch nicht passiert. Ob das wohl noch kommen wird? Ich kann es nicht sagen. Wir werden es sehen.
Mein Fazit? Eine interessante und spannende Zukunft, die sich so hoffentlich nie entwickeln wird. Einige Schwächen gibt es, allerdings haben mich die nicht davon abgehalten, die Lektüre zu genießen.
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